Freitag, 20. März 2015: Totale Sonnenfinsternis rund um Grönland, partiell in Mitteleuropa
Inhaltsverzeichnis
Die erste Sonnenfinsternis des Jahres ist eine zentrale totale Finsternis, deren Totalitätspfad in der nördlichen Polarregion verläuft. Der Pfad der Totalität verläuft um Grönland, über die Inseln der Färöer und Spitzbergen und bis zum Nordpol, wo dank der Refraktion gerade der gesamte Mond knapp über Horizont steht. Im deutschen Sprachraum findet eine tiefe partielle Sonnenfinsternis am Vormittag statt.
Total rund um Grönland Mitteleuropa Links/Sicherheit
Die totale Finsternis ist nur von Inseln und vom Meer aus zu beobachten: der Totalitätspfad quert die Färöer-Inseln und den grössten Teil der Inseln von Spitzbergen (Svalbard).
Partiell ist die Finsternis von Neufundland über den Norden Afrikas und ganz Europa bis Teil Asiens. Im deutschen Sprachraum beträgt die Grösse 70% bis 85%, je nördlicher desto mehr verdeckt der Mond von der Sonne.
Die Sonnenfinsternis ist die 61. Finsternis des Saros-Zyklus mit der Nummer 120, der im Mai 933 mit einer kleinen partiellen Finsternis begann und nach 71 Finsternissen im Juli 2195 enden wird. In diesem Saros-Zyklus wird nur noch diejenige im März 2033 total sein.
Totalität und Wetterverhältnisse
Die Zentrallinie startet bei 53° Nord und erklimmt kontinuierlich höhere Breiten um in unmittelbarer Nähe des Nordpols die Erde zu verlassen. Die grösste Sonnenfinsternis wird nördlich der Färöer Inseln in einer geografischen Breite von 64°26′ Nord erreicht: die Totalität dauert dort 2 Minuten und 50 Sekunden und die Grösse beträgt 104.5%.
Die Polarregion um den Finsternispfad bietet im März zumeist dichte Bewölkung, was die Beobachtung von einer Insel oder auch Schiff zu einem Glücksspiel macht. Zudem befindet sich die total verfinsterte Sonne nur wenig über Horizont, so dass die Atmosphäre über 30 oder mehr Kilometer in Richtung Sonne und Mond wolkenfrei sein muss. Die folgenden Diagramme zeigen die Bewölkungswahrscheinlichkeit für die Nordpolarregion und direkt entlang der Zentrallinie. Diese Diagramme zeigen deutlich, dass sich die Wahrscheinlichkeit für gute Beobachtungsbedingungen ab Spitzbergen markant verbessert; ein erhöhter Standort auf einer Insel von Spitzbergen oder auf einem Eisbrecher im Nordpolarmeer ist deshalb anzustreben.
Partielle Sonnenfinsternis in Mitteleuropa, 20. März 2015
In Europa findet die Sonnenfinsternis an einem Freitagvormittag statt – ideal um die Beobachtung als Thema in den Klassenunterricht einzubinden. Für die Beobachtung sind Sonnenfinsternisbrillen unerlässlich.
In deutschsprachigen Raum beginnt die Finsternis zwischen 9:25 MEZ (Bern, Schweiz) und 9:40 (Mecklenburg-Vorpommern). Sie endet zwischen 11:45 (Bern, Schwarzwald) und 12:00 (Rügen). Die maximale Bedeckung von 72-86% erreicht die Finsternis zwischen 10:30 und 10:50 MEZ.
Über Europa nimmt der Bedeckungsgrad von Südosten nach Nordwesten zu. Während in Griechenland der Neumond nur rund 40% tief vor die Sonne gleitet, erreicht die Grösse in Schottland und Norwegen über 95%.
In folgender Karte ist ersichtlich, wann die Finsternismitte für beliebige Orte in Europa ungefähr eintritt. Die nur leicht geschwungenen blauen Linien von oben links nach unten rechts verbinden die Orte mit gleichzeitiger grösster Verfinsterung. Die Linien sind jeweils im 5 Minuten Abstand eingezeichnet.
Ebenso zeigt die Grafik wie stark die Verfinsterung ist. Die grünen Linien von links unten nach rechts oben verbinden die Punkte gleicher maximaler Verfinsterung, der Grösse der Sonnenfinsternis, d.h. wie tief der Mond sich vor die Sonne schiebt (relativ zum Sonnendurchmesser, Angabe in Prozent). Zur Veranschaulichung sind einige simulierte Ansichten der Sonne eingezeichnet.
Beoachten der Sonne durch Projektion
Selbstverständlich ist es am eindrücklichsten den Gang der Gestirne bei einer Sonnenfinsternis mit eigenen Augen zu erleben – hierfür ist zwingend eine Sonnenfinsternisbrille notwendig, die nur einen winzigen Bruchteil des sichtbaren Sonnenlichts durch den Filter lässt und die gefährlichen, unsichtbaren Infrarot- und UV-Strahlen komplett abhält. Ohne solchen Schutz darf nicht in die Sonne geblickt werden. Wer aber über keine Sonnenfinsternisbrille verfügt, muss für das Erlebnis nicht zwingend auf einen Live-Feed im Internet zurückgreifen. Mit einer einfachen Camera Obscura kann das Abbild der sichtbaren Sonne auf ein Stück weisses Papier projiziert werden – das funktioniert dann der hellen Sonne auch im Freien.
Das Hilfsmittel in untenstehenden Fotos ist bereits für Fortgeschrittene: um ein etwas schärferes Bild zu erhalten befindet sich das Loch („Linse“) statt in einem einfachen Blatt Papier in einer dünneren Alufolie, die auf einen in der Mitte ausgeschnittenen Karton geklebt wurde. Das Abbild wird bei der Sonnenfinsternis dasselbe sein: ein punktgespiegeltes Abbild der Sonne. Zur besseren Ausrichtung zur Sonne umfasst unser Modell die möglichst senkrecht in den Karton eingesteckte Stecknadel. Wenn deren Schattenwurf verschwindet, steht der Karton senkrecht zur Richtung zur Sonne und das Abbild ist weniger verzerrt.
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Deutschland
Bremen ist die grösste deutschsprachige Stadt mit der tiefsten partiellen Sonnenfinsternis.
In den folgenden Grafiken sehen Sie, was Sie beim Blick durch eine Sonnenfinsternisbrille bei gutem Wetter erwartet. Das erste und letzte Sonnenbild zeigen die Sonne kurz nach Beginn, bzw. kurz vor Ende der Sonnenfinsternis für den jeweiligen Ort. Die exakten Kontaktzeiten sind angegeben – diese Variieren von Ort zu Ort recht stark. Auch während einer 83%-Sonnenfinsternis wird es nicht merklich dunkler. Nur innerhalb des Pfades der Totalität kann eine totale Sonnenfinsternis gesehen werden. Während der dort maximal weniger als drei Minuten dauernden totalen Sonnenfinsternis wird es Mitten am Tage etwa so dunkel wie während einer Vollmondnacht – und nur in dieser kurzen Zeit darf ohne Sonnenfinsternisbrille in Richtung Sonne geschaut werden. |
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Ort | Beginn | Mitte | Grösse | Ende |
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Berlin | 9:38 (28°) | 10:47:22 (34°) | 78.8% | 11:58 (37°) |
Bremen | 9:34 (25°) | 10:42:43 (32°) | 83.0% | 11:53 (36°) |
Frankfurt | 9:30 (27°) | 10:38:23 (34°) | 78.9% | 11:49 (39°) |
Hamburg | 9:36 (26°) | 10:44:41 (32°) | 82.8% | 11:55 (36°) |
Hannover | 9:34 (26°) | 10:42:37 (33°) | 81.2% | 11:53 (37°) |
Kassel | 9:32 (27°) | 10:41:04 (34°) | 80.0% | 11:52 (38°) |
Köln | 9:29 (25°) | 10:37:34 (33°) | 81.4% | 11:48 (38°) |
München | 9:30 (29°) | 10:39:11 (37°) | 73.6% | 11:51 (41°) |
Rostock | 9:39 (27°) | 10:47:49 (33°) | 82.0% | 11:58 (36°) |
Saarbrücken | 9:27 (26°) | 10:35:07 (34°) | 78.9% | 11:46 (39°) |
Stuttgart | 9:28 (27°) | 10:37:06 (35°) | 76.5% | 11:48 (40°) |
Schweiz
Ort | Beginn | Mitte | Grösse | Ende |
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Zürich | 9:26 (27°) | 10:34:12 (36°) | 74.9% | 11:46 (41°) |
Bern | 9:24 (27°) | 10:32:11 (36°) | 75.1% | 11:43 (41°) |
Basel | 9:25 (27°) | 10:33:18 (35°) | 75.9% | 11:45 (41°) |
St. Gallen | 9:27 (28°) | 10:35:20 (36°) | 74.3% | 11:47 (42°) |
Chur | 9:26 (28°) | 10:34:40 (37°) | 73.3% | 11:46 (42°) |
St. Moritz | 9:26 (29°) | 10:34:32 (37°) | 72.4% | 11:46 (42°) |
Locarno | 9:24 (28°) | 10:32:43 (37°) | 72.8% | 11:44 (43°) |
Sion | 9:23 (27°) | 10:30:59 (36°) | 74.0% | 11:42 (42°) |
Genf | 9:21 (26°) | 10:29:27 (35°) | 74.9% | 11:41 (42°) |
Österreich
Ort | Beginn | Mitte | Grösse | Ende |
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Wien | 9:36 (32°) | 10:45:41 (39°) | 69.7% | 11:57 (42°) |
Salzburg | 9:31 (30°) | 10:40:39 (38°) | 71.8% | 11:52 (42°) |
Innsbruck | 9:29 (30°) | 10:37:45 (37°) | 72.4% | 11:49 (42°) |
Graz | 9:33 (32°) | 10:42:48 (39°) | 68.6% | 11:54 (43°) |
Linz | 9:34 (31°) | 10:43:01 (38°) | 71.6% | 11:54 (41°) |
Klagenfurt | 9:32 (32°) | 10:40:44 (39°) | 68.8% | 11:52 (43°) |
Feldkirch | 9:27 (28°) | 10:35:21 (37°) | 73.8% | 11:47 (42°) |
Und danach?
Die nächste im deutschen Sprachraum sichtbare Sonnenfinsternis ist die Mikro-Sonnenfinsternis für Teile von Niedersachsen am 21. August 2017. In Emden geht die Sonne zu 3.5% verfinstert unter. Diese Finsternis ist die grosse totale Sonnenfinsternis für den nordamerikanischen Kontinent, deren Pfad der Totalität quer durch die USA verläuft.
Der gesamte deutsche Sprachraum kommt erst wieder am 10. Juni 2021 in den Genuss einer partiellen Sonnenfinsternis, deren maximale Grösse im Norden Deutschlands rund 30% erreicht.
Bis zu einer totalen Sonnenfinsternis müssen wir uns in Europa noch etwas gedulden: Das Mittelmeer wird am 12. August 2026 (Spanien) und am 2. August 2027 von einer totalen Sonnenfinsternis getroffen. Bei der Finsternis von 2027 werden Spanien und alle nordafrikanischen Mittelmeeranrainerstaaten vom Kernschatten des Mondes überquert. Der Höhepunkt der Finsternis wird am Nil in Ägypten erreicht. Dort wird die Sonne 6 Minuten 27 Sekunden vom Mond verdeckt und die »schwarze Sonne« wird mit 81 Grad Höhe fast senkrecht über dem Beobachter stehen. Diese Finsternis am Nil wird wohl die Jahrhundertfinsternis des 21. Jahrhunderts werden.
Doppelte Sonnenfinsternis: Mond und Raumstation ISS vor der Sonne
Bei dieser Sonnenfinsternis fliegt die Internationale Raumstation vor der verfinsterten Sonne durch. Dies allerdings nur entlang eines rund 9 Kilometer breiten Streifens gegen 10:05 Uhr MEZ durch Portugal, Südspanien (z.B. nordöstlich von Malaga) und Algerien. Der folgende Überflug rund 90 Minuten später erfolgt südlicher und der Mondhalbschatten hat sich bis dahin bereits deutlich nach Osten bewegt, so kommt es dann zu keiner weiteren Doppelfinsternis.
Finsternisreisen, Polarlichtreisen
Für die Beobachtung der Sonnenfinsternisse von der Zentrallinie aus, schliessen Sie sich am einfachsten einer organisierten Reisegruppe an. Auf diese Weise haben Sie auch Zugang zu eher abgelegenen Regionen, welche aber für die Beobachtung der Finsternis optimal gelegen sind. Wir bieten Ihnen gemeinsam mit unseren Reiseagenturen Reisen an, teilweise Kurz- bis Kürzestreisen, wie auch längere Rundreisen, die auch dem Kulturinteressierten entgegen kommen. Für den Laien, der zum ersten Mal das eindrückliche Erlebnis einer totalen Sonnenfinsternis erleben möchte, empfiehlt sich auch eine Reise mit astronomischer Reisebegleitung.