Montagmorgen, 28. September 2015: Totale Mondfinsternis über Europa
Inhaltsverzeichnis
Die letzte Finsternis des Jahres ist eine totale Mondfinsternis und kann in ihrer partiellen und totalen Phase in der zweiten Nachthälfte komplett von Mitteleuropa aus beobachtet werden. Der Mond durchschreitet die Ekliptik 5 Stunden 45 Minuten vor dem exakten Vollmondzeitpunkt südwärts. Dieses Zeitintervall ist zu gross, als dass der Mond das Zentrum des Erdkernschatten passieren kann. Deshalb ist die Finsternis auf der Danjon-Skala eher hell zu erwarten. Die Grösse der Finsternis erreicht zur grössten Finsternis 1.282, d.h. der Kernschattenrand befindet dann 28% des Monddurchmessers ausserhalb des Mondes.
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Die Finsternis ist in ihrer vollen Länge von Westeuropa, dem westlichen Afrika, Südamerika und dem Osten der USA und Kanadas aus sichtbar. In Mitteleuropa geht der Mond verbreitet unter, wenn er sich noch im Halbschatten der Erde befindet. Die totale Phase dauert 73 Minuten, erweitert um die partielle Phase über 200 Minuten.
Die Mondfinsternis ist die 26. Finsternis des Saros-Zyklus mit der Nummer 137, der im Dezember 1564 mit einer kleinen Halbschattenfinsternis begann und nach 78 Finsternissen im April 2953 enden wird. Die Finsternis ist die dritte Totale in diesem Saros-Zyklus.
Saros und Saros-Zyklus |
Finsternisse wiederholen sich alle 18 Jahre und 11.3 Tage, bzw. nach 223 Vollmonden (oder Neumonden im Falle von Sonnenfinsternissen). Diese Zeitperiode wird Saros genannt. Nach einem Saros stellt sich ungefähr die selbe Geometrie zwischen Sonne, Mond und der Erde ein – eine fast identische Finsternis findet statt (dazwischen gibt es aber rund 40 weitere Finsternisse). Da es jeden Saros zu einer Verschiebung der Distanz von Opposition und Knotendurchgang von rund 0.5° kommt, finden Finsternisse nur während eines sogenannten Saros-Zyklus statt: die erste Finsternis eines Zyklus beginnt mit einer Halbschattenfinsternis, entweder in der Nord- oder Südpolregion der Erde. Von Saros zu Saros driftet der Mond jeweils näher an den Kernschatten der Erde heran, bis er diesen trifft und damit zuerst partielle und später totale Mondfinsternisse statt finden. Der Ablauf schreitet fort, bis der Mond den Halbschatten der Erde ein letztes Mal berührt. Im Schnitt dauert ein solcher Saros-Zyklus rund 1300 Jahre und umfasst 69 bis 87 Eklipsen. |
Mondfinsternis über Mitteleuropa
Die Mondfinsternis lässt sich von überall aus beobachten, wo der Mond zur richtigen Zeit zu sehen ist. Es benötigt keinen speziell dunklen Standort. Ebenfalls nicht tragisch sind vorbeiziehende Wolken, da sich das Ereignis langsam entwickelt. Weil die Finsternis in der späteren zweiten Nachthälfte statt findet, steht der Mond in südwestlicher bis westlicher Richtung, nicht allzu hoch über Horizont – dies ist bei der Beobachtungsplanung zu beachten.
Der unscheinbare Beginn der Mondfinsternis ist um 2:10 Uhr MESZ mit dem Berühren des Mondes des Halbschattenkegels der Erde. Die Halbschattenfinsternis dauert fast eine Stunde und ist nur fotografisch nachweisbar. Wenige Sekunden vor 3:07 Uhr MESZ tritt der Mond dann in den Kernschatten ein, so dass sein oberer linker Rand von Minute zu Minute deutlich dunkler erscheint, wenn die recht scharfe Kernschattengrenze sich tiefer in den Mond knabbert.
Um 4:10 Uhr MESZ erreicht der Rand des Kernschattens den direkt untenstehenden Mondrand – es beginnt die totale Phase der Mondfinsternis, während der sich der Mond komplett im Kernschatten des Mondes aufhält. In der Folge erscheint der Mondbereich, der tiefer im Kernschatten liegt, dunkler, während gegen unten der Mond heller und rötlicher erscheint.
Die maximale Verfinsterung wird um 4:47 Uhr MESZ erreicht, der Mond befindet sich noch rund 22° über dem Westsüdwest-Horizont. Die Schattenachse Sonne-Erde verläuft knapp rechts oberhalb des Mondes; dieser Bereich erscheint auf dem Mond am dunkelsten.
Im zweiten Teil der Mondfinsternis entfernt sich der Mond wieder von der Schattenachse und verlässt um 5:23 Uhr MESZ den Kernschatten, wobei auf dem Mond der Randbereich um 10 Uhr (auf einem am Mond angebracht gedachten Zifferblatt) zuerst aus dem Kernschatten tritt.
Der interessante Teil der Mondfinsternis endet um 6:25 Uhr MESZ mit dem Ende der partiellen Phase, d.h. der Mond verlässt den Kernschatten, wobei zuletzt der Mondrand rechts unten aus dem Schatten tritt. Der Vollmond ist zu diesem Zeitpunkt nur noch 8° über dem West-Horizont zu sehen, die Morgendämmerung ist bereits merklich fortgeschritten. Von der letzten Phase der Mondfinsternis, der Halbschatten-Finsternis, ist auch fotografisch von Mitteleuropa aus deshalb nichts zu bemerken.
Für den deutschsprachigen Raum war die letzte totale Mondfinsternis am 15. Juni 2011, der Vollmond ging bereits partiell verfinstert auf – übrigens ziemlich vergleichbar mit der übernächsten Mondfinsternis vom 27. Juli 2018. Im Norden Deutschlands konnte der Mond am 10. Dezember 2011 bei Sonnenuntergang beobachtet werden, wie er total verfinstert aufging, die Totalität konnte in Kiel beispielsweise noch gerade mal 5 Minuten beobachtet werden – falls die Sicht bis zum mathematischen Horizont gereicht hat.
Grösster Vollmond des Jahres
Während der Mondfinsternis erreicht der Mond den kleinsten Erdabstand seit 19. März 2011 und für bis am 14. November 2016 – zu beiden Daten ist ebenfalls Vollmond. Der Abstand vom Erdmittelpunkt beträgt dann weniger als 357’000 Kilometer. Im Vergleich zum kleinsten Vollmond des Jahres, der am 5. März statt fand, erscheint die Mondscheibe in der Finsternisnacht fast 30% grösser.
Weitere Daten
- Details zu dieser Mondfinsternis bei CalSky
- Berechnung der lokalen Mondfinsternisse bei CalSky
- Während der Mondfinsternis fliegt die Raumstation ISS über Mitteleuropa hinweg – teilweise direkt vor dem Mond durch, dann allerdings nicht beleuchtet. Berechnungen bei CalSky
Finsternisreisen, Polarlichtreisen
Für die Beobachtung der Sonnenfinsternisse von der Zentrallinie aus, schliessen Sie sich am einfachsten einer organisierten Reisegruppe an. Auf diese Weise haben Sie auch Zugang zu eher abgelegenen Regionen, welche aber für die Beobachtung der Finsternis optimal gelegen sind. Wir bieten Ihnen gemeinsam mit unseren Reiseagenturen Reisen an, teilweise Kurz- bis Kürzestreisen, wie auch längere Rundreisen, die auch dem Kulturinteressierten entgegen kommen. Für den Laien, der zum ersten Mal das eindrückliche Erlebnis einer totalen Sonnenfinsternis erleben möchte, empfiehlt sich auch eine Reise mit astronomischer Reisebegleitung.
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Weiterführende Links
- Infoblatt zum Ausdrucken (PDF).
- Übersichts- und Detailgrafiken (teilweise klickbar für lokale Zeiten)
- Zentrallinie und Begrenzungslinien des Kernschattens und der partiellen Phase mit CalSky berechnen
- Klickbare Sonnenfinsternis-Karten
- Berechnungen der Sonnenfinsternisse
- Weitere Informationen zu Sonnenfinsternissen
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Reisehinweise des eidgenössichen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA)
SicherheitWie bei jeder Sonnenbeobachtung ist auch während der gesamten Dauer der Finsternis (ausser während der totalen Phase) für professionellen Augenschutz zu sorgen. Wenn Sie zur teilweise verfinsterten Sonne hochblicken, müssen sie einen für die Sonnenbeobachtung zugelassenen Augenschutz tragen („Finsternisbrille“). Optische Geräte müssen ebenfalls mit einem vom Hersteller für die Sonnenbeobachtung vorgesehenen Filter ausgestattet werden. WARNUNG: Das Starren in die Sonne kann zu Augenschäden führen. Der Blick zur Sonne durch ein ungeschütztes optisches Instrument (Ferngläser, Fernrohre, etc.) WIRD IN SEKUNDENBRUCHTEILEN ZUR ERBLINDUNG FUEHREN! Dies gilt auch, wenn die Sonne durch den Mond teilweise verdeckt wird. |