Astrologie und Astronomie – wo liegen die Unterschiede?
Rein von der Begrifflichkeit her kann es durchaus vorkommen, die Fachbezeichnungen für die Sternkunde, die Astronomie, und die Sterndeutung, die Astrologie, im täglichen Sprachgebrauch zu verwechseln. Auch bei einer ersten Auseinandersetzung mit den theoretischen und praktischen Untersuchungsgegenständen deutet vorerst wenig darauf hin, dass sich beide Wissensbereiche in wesentlichen Punkten voneinander abgrenzen. Fakt ist aber trotzdem, dass sowohl Astronomie wie auch Astrologie einen gemeinsamen historischen Kern haben.
Getrennte Wege seit dem Mittelalter
Es ist noch gar nicht allzu viele Jahrhunderte her, da zwischen astronomischer und astrologischer Forschung kaum bis gar nicht unterschieden wurde. Letztlich fragten beide Wissenszweige nach den Vorgängen und Zusammenhängen der beobachtbaren Erscheinungen und Geschehnissen am Himmel. Noch im Zeitalter der Renaissance fiel die Aufgabe zur Erstellung von Horoskopen & Sternzeichen-Analysen in den Kompetenzbereich zeitgenössischer Astronomen.
Lange war die Kosmologie, also die Lehre von den Strukturen und Zusammenhängen des gesamten Universums, geprägt von den Lehren der Antike, von Platon und Aristoteles. Für sie war die himmlische Sphäre nur im philosophischen Diskurs zu ergründen und eine Übergangssphäre zum Göttlichen. Kirche, Religion und Christentum waren zunehmend bestrebt, Erde, Himmel und Himmelskörper in ihren Glauben an ein geozentrisches Weltbild einzuordnen. Doch Wissensdrang und Wahrheitssuche einiger Gelehrter führten sukzessive zu Erkenntnissen, die der biblischen Schöpfungsgeschichte nach und nach widersprachen.
Bereits im 16. Jahrhundert wagte es Nicolas Copernicus, die These eines heliozentrischen Weltbildes zu propagieren. Mit den Entdeckungen von Gelehrten wie Johannes Kepler, Galileo Galilei und vielen anderen Forschern der naturwissenschaftlichen Historie begann sich die einst einheitliche Lehre vom Kosmos in unterschiedliche Lehren und Glaubenssätze auszudifferenzieren.
Während Astrologen der Tradition folgend weiterhin versuchten, Himmelskörper und kosmische Ereignisse auf mystische Art und Weise zu deuten, verstanden sich Astronomen als Naturwissenschaftler, die nun auch durch den Einsatz innovativer technischer Errungenschaften wie dem Fernrohr (dem heutigen Teleskop) danach strebten, das kosmische System im Detail zu ergründen und zu verstehen.
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Wissenschaft contra Spiritualität
Im nunmehr 21. Jahrhundert scheint das Wissen über unseren Kosmos im Vergleich zum Mittelalter schier grenzenlos angewachsen, unser Wissen reicht weiter und in fernere Regionen als jene, die mit bloßem Auge vom Planeten Erde betrachtet werden können. Doch mit wachsenden Kenntnissen innerhalb der astronomischen Wissenschaft wuchs vor allen Dingen jene Erkenntnis, dass die Sternkunde erst ein Bruchteil des kosmischen Systems erblickt und nur einen kleinen Teil seiner Mechanismen verstanden hat und erklären kann.
Die Astrologie hat ihr Bestreben, als Wissenschaft verstanden zu werden, unterdessen abgelegt, ist aber trotzdem als eher praktisch orientiertes Tätigkeitsfeld noch immer ein fester Bestandteil von Kultur und Gesellschaft, von Esoterik und Spiritualität. Anders als Astronomen, die auf ein ganzheitliches, vollständiges Verständnis des Kosmos abzielen, beschränken sich Astrologen auf Sternbilder, die sich auf der Bahn der sogenannten Ekliptik befinden.
Zwar ist es durchaus korrekt, dass auch Astronomen den Sternenhimmel in insgesamt sogar 88 offiziell definierte Sternbilder unterteilen, die Sternbilder selbst sind innerhalb der Astronomie jedoch nur ein Mittel zum Zweck, und zwar der Unterteilung bzw. Strukturierung, und dienen als Orientierungspunkte, um konkrete Stellen am Himmelsgewölbe zu verorten und auffinden zu können.
Was ist die Ekliptik?
„Als Ekliptik (lat. linea ecliptica ‚der Eklipse zugehörende Linie‘; von griech. ἔκλειψις ékleipsis ‚Ausbleiben, Verschwinden, Finsternis‘) wird die scheinbare Bahn der Sonne vor dem Hintergrund der Fixsterne bezeichnet, die sich von der Erde aus betrachtet im Laufe eines Jahres ergibt.“
Zitatquelle: physik.cosmos-indirekt.de
Astrologie nicht wissenschaftlich aber dennoch von Bedeutung
Zweifelsohne können die Deutungen und Lehren der Astrologie anders als in der Astronomie keinerlei wissenschaftlichen Prüfung standhalten, für die naturwissenschaftliche Forschung hat die Sterndeutung heutzutage daher keinerlei Mehrwerte mehr zu bieten. Sie gilt als Pseudowissenschaft und ist in der Esoterik beheimatet. Allerdings wäre es als aufgeklärter und aufgeschlossener Astronom sehr vermessen zu behaupten, dass Bedeutung und Existenzberechtigung nur gegeben seien, sofern auch wissenschaftliche Relevanz vorhanden ist.
Fakt ist, dass nur die Astronomie als echte Wissenschaft allgemein anerkannt ist, die Astrologie hingegen nicht, Statistiken belegen aber ebenso, dass vor allen in westeuropäischen Regionen die gewissermaßen praktische Erscheinungsform der Astrologie in Form von Horoskopen noch immer sehr gefragt ist. Allein in den USA werden pro Jahr circa 100 Mio. US-Dollar für astrologische Vorhersagen wie z.B. Tarot ausgegeben.
Tatsächlich sind astrologische Anwendungen, Produkte oder gar Dienstleistungen für bestimmte Lebensbereiche und Personengruppen sicherlich von individuell größerer Bedeutung als die erkenntnisreichen Errungenschaften der nicht zwingend populärwissenschaftlichen Astronomie. Ob Sport oder Glücksspiel, hier und da sind Horoskope auch für viele Spieler von Bedeutung.
Ob dies nun als spiritueller Habitus oder esoterischer Glauben abgetan wird, spielt für diese Menschen überhaupt keine Rolle, warum auch? Auch die Philosophie bleibt als solche abstrakt, kann das persönliche Wohlbefinden aber dennoch steigern, so wie manch Wissenschaft oder eben verschiedene andere Aberglauben.
Forschen, Wünschen und Glauben lassen
Dass Astronomie und Astrologie zwar einen gemeinsamen Ursprung haben und lange Zeit in der Menschheits- und Wissenschaftsgeschichte nicht differenziert wurden, sogar ein und dasselbe waren, entspricht ebenso der Wahrheit wie der Umstand, dass Astronomie kein Aberglaube ist – so wie Astrologie keine Naturwissenschaft.
Obgleich sich beide Wissenszweige zumindest teilweise innerhalb derselben Interessensbereiche bewegen, sind Motivation, Methodiken sowie auch die Ziele dieser beiden Lehrrichtungen sehr verschieden. Letztlich nehmen die Anhänger beider „Wissensdisziplinen“ dieselben kosmischen Sinneseindrücke wahr, können auf dieselben Daten zugreifen und haben nahezu unbegrenzten Zugang zu Informations- und Wissensbibliotheken.
Während Astrologen ihre gesichteten Eindrücke allerdings in eine abstrakte und irreale Sphäre erheben, um dort Zugang zu mystisch verborgenen Erkenntnissen zu erhalten, betrachten Astronomen eher das faktisch Sichtbare als das eigentlich Irreale und Geheime, weil es lediglich ein optisches Abbild der elementaren Grundsätzlichkeiten des Kosmos ist.
Trotz alledem dürfen und sollten diese Fakten vollkommen wertfrei betrachtet werden. Denn: Ja, zwischen Astronomie und Astrologie existieren fundamentale Unterschiede. Doch am Ende kommt es auf die eingenommene Perspektive an, um dem einen oder anderen einen persönlichen Wert beizumessen; und das ist auch gut so.
Quellen:
https://schwerin-lokal.de/aberglaube-in-sport-und-gluecksspiel-rituale-fuer-das-quaentchen-glueck/
http://www.brgkepler.at/~rath/astronomie/astrol/astrol.html
https://physik.cosmos-indirekt.de/Physik-Schule/Ekliptik