Heute am Himmel: Juli 2021

Der Sternenhimmel Heute

Im ersten ganzen Monat im astronomischen Sommer bleibt der Sonnenstand noch hoch und die Taglängen nehmen nur wenig ab. Die Beobachtung des Sternenhimmels ist auf wenige dunkle Stunden beschränkt.  Ist es endlich ausreichend dunkel geworden, so prägt das Sommerdreieck aus den hellen Sternen Deneb Vega und Altair den Himmel. Dahinter stehen die eindrücklichsten Partien der Milchstraße, sofern der Nachthimmel dazu dunkel genug ist. In der Abenddämmerung kann man tief am Westhorizont die Venus erkennen. Die zweite Nachthälfte wird von Jupiter und Saturn geprägt. Wer nach einer Nacht hinter dem Fernrohr noch nicht müde ist, kann versuchen, den sonnennahen Planeten Merkur in der Morgendämmerung zu erhaschen.

Sommerdreieck
Bild 1: Das Sommerdreieck

Neben den erwähnten Planeten bietet der Juli für den Fernrohrbesitzer einige lohnende Objekte. Besonders beliebt ist dabei der Kugelsternhaufen M13 im Sternbild Herkules, der sich auch ohne Goto-Teleskop auffinden lässt. Dasselbe gilt für den Ringnebel M57 im Sternbild Leier. Gleich links der Vega findet man den Vierfachstern Epsilon Lyrae. Das Sonnensystem Epsilon Lyra besitzt insgesamt vier Sonnen; wir nur eine. Viele andere „Messier“-Objekte sind am Sommerhimmel für den Fernrohrbeobachter zu sehen.  Der Messier-Katalog aus dem Jahr 1771 ist eine Auflistung 110 astronomischer Objekte außerhalb unseres Sonnensystems, hauptsächlich Galaxien, Sternhaufen und Nebel. Da Charles Messier, der Autor dieses Katalogs, mit einem Teleskop beobachtete, das nicht besser war als ein heutiges Amateurteleskop, ist der Messerkatalog für den Hobby-Sterngucker eine nützliche Orientierung, welche Himmelsobjekte er mit Erfolg beobachten kann.

Sternenhimmel Mitte Juli
Bild 2: Anblick des Sternenhimmels Mitte Juli um Mitternacht. Das Sommerdreieck schließt sich gleich oberhalb dieses Ausschnitts an.

 Sommerzeit – Satellitenzeit

Besonders in der ersten Monatshälfte wird es in nördlichen Teilen Deutschlands gar nie ganz Dunkel. In Teilen Skandinaviens scheint ja noch die Mitternachtssonne.  Am Nordkap geht die Sonne den ganzen Juli über nicht unter.  Diese wenig tiefe Stellung der Sonne unter dem Horizont in unseren Nächten bedeutet, dass selbst Satelliten, die nur dreihundert Kilometer über dem Boden ihre Bahnen um den Globus ziehen,  noch vom Sonnenlicht getroffen werden, wenn Sie über Deutschland hinweg fliegen.

Wenn Sie mit etwas Abstand zur nächsten Großstadt die Sommer Milchstraße bewundern, müssen sie nicht lange warten, bis ihnen ein „Sternchen“ auffällt, das sich anscheinend auf eine Reise durch die Sternbilder gemacht hat. Es wandert gleichmäßig üblicherweise von Süden nach Norden (oder umgekehrt), seltener von Westen nach Osten.  Wenn es nach Süden unterwegs ist, verlöscht es, bevor es den Südhorizont erreicht hat. Das war ein Satellit, für den eben die Sonne unter dem Horizont verschwunden ist. Grosse Satelliten können dabei recht auffällig werden. Spitzenreiter ist dabei die Internationale Raumstation ISS. Manchmal legt ein solches „wanderndes Sternchen“ über wenige Sekunden hinweg an Helligkeit kräftig zu, um dann sogleich wieder zu verblassen. Dies nennt man ein Flair. Ein Bauteil am Satelliten spiegelt das Sonnenlicht zum Beobachter. Solche Ereignisse sind stark Ortsabhängig. Die Website heavens-above https://www.heavens-above.com/skyview/?lat=0&lng=0&cul=de#/livesky gibt Ihnen Auskunft, welche Satelliten gerade über Sie hinweg ziehen.

Seit tausende Starlink-Satelliten im Orbit kreisen, haben Profi- und Amateurastronomen ihre Sorge zu Starlink ausgedrückt. Sie befürchten, die Vielzahl an neuen Satelliten könne ihre Beobachtungen direkt beinträchtigen. Insbesondere werden Langzeitbelichtungen, wie sie beispielsweise bei Galaxien notwendig sind, besonders im Mai, Juni und Juli erschwert. Dann befinden sich die über Deutschland hinweg fliegenden Satelliten die ganze Nacht über im Tageslicht und hinterlassen deshalb Spuren in den Aufnahmen.  Neben der Aufhellung des Nachthimmels durch die Städte, ist die Überfüllung des Himmels mit Satelliten ein weiteres Problem besonders für die fotografierenden Amateurastronomen. Es bleibt zu hoffen, dass man zukünftig sorgsamer mit dem begrenzten Platz in der niederen Erdumlaufbahn und damit mit der Erhabenheit des Sternenhimmels umgeht.

Die Planeten im Juli 2021

Die Simulationen links zeigen den Anblick des Planeten Mitte Monat für einen Beobachter mit einem guten Fernrohr. Alle Simulationen wurden mit der Software SkyChart III erstellt.

Merkur Merkur

Der Merkur kann mehr oder weniger den ganzen Monat über am Morgenhimmel im Ostnordosten vor Sonnenaufgang aufgefunden werden, wobei zwischen dem 10. Und 15. des Monats die Sichtbarkeit am besten ist. Der sonnennächste Planet ist von bloßem Auge als mäßig heller Stern in Richtung des bevorstehenden Sonnenaufgangs erkennbar.  Ein Fernglas kann einem hier Gewissheit geben. Mit einem Fernrohr ab 12 Zentimeter Objektivdurchmesser kann der schnelle Wechsel der Phasen (Sichelgestalt) des Planeten von Tag zu Tag verfolgt werden. Details auf der Oberfläche sind selbst für gut ausgerüstete Amateursternwarten so gut wie nie auszumachen.

 

Venus Venus

Die Venus fällt als sehr auffälliges sternähnliches Objekt nach Sonnenuntergang kurz im Westen bis Nordwesten auf. Ihre einige Monate andauernde Abendsichtbarkeit hat begonnen.  Im Fernrohr zeigt sie sich als nicht mehr ganz volle, aber für ihre Verhältnisse noch recht kleine weiße Scheibe. Sie wird sich in den kommenden Wochen und Monaten der Erde nähern und damit wird ihre Abendsichtbarkeit besser und im Fernrohr wird sie immer grösser erscheinen.

Mars Mars
Der Mars befand sich im Herbst 2020 in Erdnähe, seither entfernt er sich von der Erde. Zudem geht er mittlerweile so früh am Abend unter. Fernrohrbeobachtern gibt das Marsscheibchen zurzeit keine Details Preis. Am 13., 14., 15. des Monats kommt es zu einer (scheinbaren) Begegnung von Mars und Venus.  Betrachtet man dann die Venus mit einem Fernglas, so sollte man den nur als rötliches Sternchen scheinenden Mars erspähen können.
Jupiter Jupiter

Der größte Planet unseres Sonnensystems zeigt sich als sehr auffälliges sternähnliches Objekt tief im Südosten um Mitternacht. Die beste Zeit, sein Teleskop auf den größten Planeten unseres Sonnensystems zu richten, ist die Zeit zwischen Mitternacht und der Morgendämmerung.  Bereits ein besseres Fernglas wird die vier Galiläischen Monde als vier Punkte rechts und links des Planeten zeigen. Die Monde ändern ihre relative Position zum Planeten von Nacht zu Nacht. Im Teleskop sollten sich sowie zumindest die markantesten Wolkenbänder zeigen. Mit Hilfe der digitalen Fotografie gelingen heutzutage Amateurastronomen Fotos des Planeten, wie sie vor fünfzig Jahren selbst die Profisternwarten nicht herstellen konnten.

Saturn Saturn

Der berühmte Planet mit den markanten Ringen kann wie Jupiter in der zweiten Nachhälfte beobachtet werden. Er befindet sich ein gutes Stück rechts von Jupiter, ist nicht ganz so hell, aber dennoch auffällig mit leichtem Gelbstich. Schon im kleineren Amateurteleskop kann man die Ringe und seinen größten Mond Titan erkennen. Für die Cassinische Teilung im Ring und die kleineren Monde muss man aber ein Amateurteleskop mittlerer Größe (ca. ab 20 cm Objektivdurchmesser) besitzen.

 

Uranus Uranus

Der Planet Uranus befindet sich im Sternbild Widder und ist somit erst am frühen Morgen beobachtbar. Etwas besser ist der Planet Neptun positioniert. Wer vor Einbruch der Morgendämmerung noch mit seinem GoTo-Teleskop draußen steht, kann die beiden Planeten aufsuchen. Weder Uranus noch Neptun zeigen selbst in fortgeschrittenen Amateurteleskopen Details. Sie sind lediglich gerade noch als Scheibchen und nicht nur als Punkt erkennbar.

 

 

Der Zwergplanet Ceres ist im Juli 2021 nicht beobachtbar. Die übrigen Zwergplaneten (z.B. Pluto), die jenseits des Neptuns ihre Bahnen ziehen, können nur von Amateursternwarten und Profis fotografisch beobachtet werden.

Der Mond

Abnehmender Halbmond:1. Juli
Neumond: 10. Juli
Zunehmender Halbmond: 17. Juli.
Vollmond: 24 Juli.
Abnehmender Halbmond:31. Juli

Für Fernglas und Fernrohrbesitzer ist die Zeit um Halbmond die interessanteste Zeit, den Mond zu beobachten. Dann treten an der Tag-Nacht-Grenze die Gebirge und Täler des Mondes besonders dramatisch hervor.

Über den Autor Dr. Roland Brodbeck

Dr. Roland Brodbeck
Mehr über den Autor: main-verlag.de, Wikipedia

Dr. Roland Brodbeck, Jahrgang 1966, promovierte 1998 an der Eidgenössischen
Technischen Hochschule in Zürich mit einer Arbeit über Spektroskopie in
der Astrophysik.  Er arbeitete mehrere Jahre als Demonstrator an der
Volkssternwarte Urania Zürich und gab Astronomieunterricht an der
Volkshochschule Zürich. Er ist auch als freier Wissenschaftsjournalist
und Buchautor tätig.

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