SETI – Die Suche nach ausserirdischer Intelligenz

Was ist SETI?

SETI steht für die Suche nach ausserirdischer Intelligenz (Search for Extraterrestial Intelligence). Mit äusserst leistungsfähigen Teleskopen und Methoden wird unsere Galaxie und auch andere Bereiche des uns zugänglichen Universums nach Zeichen von intelligentem Leben durchsucht. Unsere Technologie erlaubt uns Zivilisationen zu entdecken, die mindestens den selben technologischen Entwicklungstand haben wie wir. Bisher wurden dazu praktisch ausschliesslich Radioteleskope verwendet, heute wird jedoch auch im optischen Bereich gesucht (Optical SETI)

 

Die Arecibo-Nachricht

Im Jahre 1974 wurde mit dem 305-m-Radiotelekop in Arecibo (Puerto Rico) – dem grössten Radioteleskop der Erde – die bisher stärkste, absichtlich versandte Nachricht in den Weltraum verschickt. Ziel ist der Kugelsternhaufen M13 im Sternbild Herkules, wo die Nachricht in rund 21’000 Jahren eintreffen wird. Die weniger als drei Minuten lange Nachrricht zeigt als Symbole (Bild links) das Arecibo-Teleskop, unser Sonnensystem, ein Strichmännlein, die DNA-Erbsubstanz und andere chemische Bausteine irdischen Lebens. Seither wurden keine bedeutenden Sendungen mehr abgeschickt und die Forschung konzentriert sich auf das Empfangen von Signalen. Um in der kontinuierliche Flut von Radio- und Fernsehsendungen, die ungehindert in den Weltraum hinaus strömt, nicht unterzugehen, müsste man einen eigens dafür vorgesehenen starken Sender haben. Dafür fehlen heute aber leider noch finanzielle Mittel.

 

Die SETI Projekte

Seit dem der US-Kongress 1993 SETI aus dem NASA-Budget gestrichen hat, wird der bedeutenste SETI-Lauschangriff, das Project Phoenix vom SETI Institute, vollständig aus der Privatwirtschaft finanziert. Mit dem Parkes-Radioteleskop in Australien, dem Green-Bank-Teleskop in USA und dem Arecibo-Teleskop wird die Umgebung von etwa 1’000 sonnenähnlichen Sternen in einem Umkreis von 200 Lichtjahren nach künstlichen Signalen abgesucht. Dabei werden für jeden Stern zwei Milliarden Frequenzen ‚abgehört‘. Bis Mitte 1999 wurden etwa die Hälfte dieser Sterne beobachtet.

Die Universität von Harvard beteiligt sich unter Paul Horowitz seit 1978 an der Suche nach ausserirdischer Intelligenz – heute ist sie mit ihrem fünften Projekt BETA (Billion channel ExtraTerrestrial Assay) und Optical SETI dabei. An der University of California at Berkeley laufen zur Zeit nebst Optical SETI die Projekte SERENDIP (Search for Extraterrestrial Radio Emissions from Nearby Developed Intelligent Populations) mit dem Teilbereich SETI@home (siehe unten) und Southern SERENDIP in Australien. Optical SETI wird auch mit dem Columbus Optical SETI Telescope (COSETI) durchgeführt.

Meist werden die SETI-Beobachtungen auf den Radioteleskopen ‚piggyback‘ betrieben, d.h. parallel zu anderen astronomischen Beobachtungsprogrammen ohne diese zu beeinträchtigen. Dabei kann sehr viel Geld gespart werden und wertvolle Beobachtungszeit für andere radioastronomische Projekte geht nicht verloren. Bis heute wurde noch kein eindeutiges künstliches, nicht-anthropogenes Signal empfangen. Angesichts der Anzahl von Sternen und der zu untersuchenden Frequenzen ist dies auch gar nicht weiter erstaunlich. Vielleicht müssen wir noch bis ins 22. Jahrhundert warten oder aber empfangen schon morgen eine Nachricht.

 

Projekt Inbetriebnahme Himmelsausschnitt Frequenz Standort
BETA 1995 +30 bis +60° 1.4 – 1.72 GHz Harvard Smithonian

Agassiz Station, Harvard,

Massachusetts, USA

META II 1990 Süd-Himmel 1.4, 1.667, 3.3 GHz Argentine Institute of

Radio Astronomy,

bei Buenos Aires,

Argentinien

Phoenix 1995 1000 sonnen-

ähnliche Sterne

1 – 3 GHz Parkes Radio Telescope,

NSW, Australien;

NRAO, Green Bank,

West Virginia, USA;

Jodrell Bank, UK

SERENDIP IV 1997 -2 bis +38° 1370 – 1470 MHz Arecibo Observatory,

Puerto Rico

Southern SERENDIP,

SETI Australia

1998 Süd-Himmel 1418 – 1420.5 MHz Parkes Radio Telescope,

NSW, Australien

SETI@home 1999 +3 bis +27° 1418.75 – 1421.25 MHZ Arecibo Observatory,

Puerto Rico

SETItalia 1998 -45 bis +90° 1.4 – 22 GHz Medicina Observatory,

Italien

 

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit intelligentes Leben zu entdecken?

Andere, uns unbekannte Formen intelligenten Lebens existieren mit grosser Wahrscheinlichkeit in unserem Universum. Da die Distanzen jedoch unglaublich gross sind, wäre eine vernünftige Kontaktaufnahme nur in unserer eigenen Galaxie, der Milchstrasse, sinnvoll und dies auch nur in der näheren Umgebung der Sonne.

Frank Drake, Leiter des SETI Institutes, hat 1961 eine Formel vorgestellt, die nach verschiedenen, auf Wahrscheinlichkeiten beruhenden Annahmen, die Anzahl N Zivilisationen in unserer Milchstrasse angibt, die technisch in der Lage wären, miteinander zu kommunizieren:

N = R * fs * fp * ne * fl * fi * fc * L

BILDER ANKLICKEN um Hintergrundinformationen zu den einzelnen Faktoren zu erhalten!

R fs fp ne fl fi fc L
STERN-

ENTSTEH- UNGSRATE

(Sterne/Jahr)

SONNEN-

ÄHNLICHE

STERNE

(Bruchteil)

STERNE MIT PLANETEN

(Bruchteil)

LEBENS- FREUNDLICHE PLANETEN

(Anzahl)

PLANETEN MIT LEBEN

(Bruchteil)

PLANETEN MIT INTELLIGENTEM LEBEN

(Bruchteil)

PLANETEN MIT RADIO-

TELESKOPEN

(Bruchteil)

LEBENSDAUER DER TECH. ZIVILISATION

(Jahre)

Anz. techn. Zivilisationen:

Das Resultat der Drake Equation hängt stark von den getroffenen Annahmen ab. Die Schätzungen gehen von nur sehr wenigen kurzlebigen Zivilisationen, die nicht zuletzt wegen der grossen Distanzen kaum miteinander in Kontakt treten können, bis zu einer stark bevölkerten Milchstrasse. Die vorgegebenen Daten sind eine Schätzung des Autors (Philipp Heck). Frank Drake selber vermutete 1999, dass zur Zeit rund 10’000 technische, kommunikative Zivilisationen in unserer Galaxie leben. Klicken Sie auf die Bilder im Drake-Rechner um Hintergrundinformationen zu den einzelnen Faktoren zu erhalten und lesen Sie weitere Ausführungen zur Drake-Gleichung in unserem Astronomie-Lexikon nach.

Unsere Galaxie, die Milchstrasse, besteht nebst Gas- und Staubwolken aus mehr als 200 Milliarden Sternen. Man vermutet, dass etwas weniger als die Hälfte aller dieser Sterne Planetensysteme wie unsere Sonne haben. In den letzten Jahren konnten mit sehr empfindlichen Detektoren durch Messung der Radialgeschwindigkeit von sonnenähnlichen Sternen zahlreiche extrasolare Planetensysteme entdeckt werden und es werden sicherlich noch viele dazu kommen.

 

Möchten Sie sich an der Suche beteiligen?

Sie können sich an der Suche nach ausserirdischer Intelligenz am SERENDIP-Programm SETI@Home der University of California at Berkeley beteiligen. Während Ihr Computer nicht benutzt wird und der SETI@home-Screensaver aktiv ist, wird auf Ihrem Rechner ein Datensatz vom Arecibo-Radioteleskop verarbeitet und nach künstlichen, nicht-anthropogenen Signalen durchsucht. Nachdem eine Einheit verarbeitet ist, wird sie via Internet nach Berkeley geschickt und gegen eine unbearbeitete ausgetauscht. Um die enorme Rechenleistung zu erhalten, die für die Signalanalyse erforderlich ist, haben die Wissenschaftler von Berkeley die Software SETI@home entwickelt. Ende Mai 2000 haben bereits mehr als 2 Millionen Benutzer den Screensaver auf ihrem Computer installiert.

 

Steigen Sie beim SETI@Home-Team von astro!nfo ein.

 

 

Philipp Heck

 

Unsere Teleskopguides