Unser großer Teleskop Ratgeber

Inhaltsverzeichnis

Wer verspürt nicht die Sehnsucht, die Wunder des Sternenhimmels einmal mit eigenen Augen zu sehen?  Unsere moderne Zivilisation begann mit dem Buchdruck und der Erfindung des Fernrohr. Was könne elektrisierender sein als Mondkrater, Planeten und Galaxien mit eigenen Augen und nicht nur am Bildschirm zu sehen? Irgendein Teleskop ist schnell gekauft, doch hier wird erklärt, was zu beachten ist, damit das frisch erworbene Teleskop dem stolzen Besitzer viel Freude bereitet.

Das Lupenfernrohr

Mit einem Fernrohr können entfernte Dinge detailreicher und heller betrachtet werden als es von blossem Auge möglich wäre.  Wie geschieht das?

In Ihrer Schreibtischschublade befindet sich bestimmt eine grosse Lupe.  Legen Sie ein leeres weisses Papier auf Ihren Schreibtisch und testen Sie nun verschiedene Abstände der Lupe zum Blatt Papier in dem sie die Lupe auf und ab bewegen.

Bei einem bestimmten Abstand, der Brennweite, entsteht auf dem Blatt Papier ein scharfes Abbild der Deckenlampe. Mit einer kleineren zweiten Lupe betrachten sie nun das Abbild der Deckenlampe im Detail. So ähnlich arbeitet auch das Fernrohr.

Das Objektiv – die grosse Lupe – erzeugt im inneren des Fernrohrs ein Abbild des Sternenhimmels, das mit der kleinen Lupe – dem Okular – betrachtet wird. Nur das Blatt Papier dazwischen ist nicht notwendig. Es genügt, wenn das Abbild in der Luft schwebt. Die Vergrösserung des Fernrohrs ist dabei die Brennweite des Objektivs geteilt durch die Brennweite des Okulars.

Hat ein Fernglas wie das Meade Fernglas 10×42 Wilderness eine Brennweite des Objektivs von 120 Millimeter und eine Brennweite des Okulars von 12 Millimeter so ergibt sich eine Vergrösserung von 120 geteilt durch 12 gleich 10.

Das Fernglas hat somit eine Vergrösserung von zehn.  Rein rechnerisch könnte man durch die Wahl von immer kleineren Brennweiten des Okulars ins unermessliche steigern, doch die Physik und auch die praktische Anwendbarkeit setzen dem Grenzen.

Das einfache, aus zwei verschiedenen Lupen zusammengesetzte Fernrohr wird kein besonders scharfes Bild liefern. Zudem wird es störende Farbschleier aufweisen. Das erste liegt daran, dass die Linsen in einer ganz bestimmten Form geschliffen werden müssen, um als Objektiv die Umgebung oder eben den Sternenhimmel gestochen scharf abzubilden.

Handelsübliche Lupen sind aber in Form einer Kugelkalotte geschloffen worden, die sich besser für die Massenproduktion eignet als die optimale geometrische Form. Der Farbschleier wird vor allem an den Bildrändern und an der Grenze zwischen besonders hellen und dunklen Bildstellen auffallen.

Das liegt daran, dass die Brennweite einer Lupe leicht von der Farbe des Lichts abhängt. Die roten Teile des abgebildeten Gegenstandes werden also nicht exakt bei demselben Abstand der Lupe vom Blatt Papier scharf abgebildet wie die blauen Teile.

Dies kann zum Lesen des Kleingedruckten in einem Kaufvertrag noch hingenommen werden,  doch es würde sich bei einem Fernglas, Teleskop oder auch Fotoobjektiv störend auswirken. Deshalb bestehen professionelle Objektive immer aus mindestens zwei einzelnen Lupen – sogenannte Linsen –, was das zusammengesetzte Objektiv zu einem Achromaten macht.

Dieser Farbfehler kann auch mit einem Achromat-Objektiv nicht vollständig beseitigt werden, er bleibt aber bei annehmbarem Preis noch beherrschbar, wenn die Brennweite mindestens zehnmal grösser ist als der Durchmesser des Objektivs.

Das Skywatcher Teleskop AC 90/900 EvoStar EQ-2 hat einen Durchmesser des Objektivs von 90 Millimetern und eine Brennweite von 900 Millimetern, erfüllt also diese Bedingung.  Nur Okulare bis hinunter zu neun Millimetern Brennweite werden zu diesem Teleskop empfohlen.

Das ergibt eine Vergrösserung von hundert.  Warum wird nicht ein Okular mit nur 3 mm Brennweite und damit 300-fache Vergrösserung angeboten oder gar eines mit nur 0,9 Millimeter und damit tausendfacher Vergrösserung? Davon handelt das nächste Kapitel.

Die Grenzen der Vergrösserung.

Als Beispiel werde der Saturn mit einem Amateurinstrument wie das Tecnosky Apochromatischer Refraktor AP 125/975 ED OTA beobachtet.  Der Planet Saturn ist berühmt für seine Ringe, die sich schon in Amateurteleskopen erkennen lassen. Zudem ist er als gelbliches recht helles sternähnliches Objekt leicht zu finden auch in der Stadt.

 

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Bild 1. Anblick des Saturns bei verschiedenen Vergrösserungen

 

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Bild 1  zeigt den Anblick des Saturns plus seiner Monde, wie sie mit dem noch empfohlenen Okular von 5 Millimeter Brennweite beobachtbar sind; also bei einer Vergrösserung von ca. 200-fach. Würde man die Vergrösserung nun um den Faktor fünf steigern, würde man den Anblick rechts erhalten. Der Planet erscheint nun wie erwartet fünfmal grösser, doch mehr Details sind nicht zu erkennen.

Das liegt nicht am Teleskop, mit dem ist alles in Ordnung, sondern an den grundlegenden Gesetzen der Optik, die das Licht als Welle und nicht bloss als Strahl ansehen.  Das Auflösungsvermögen eines Teleskops wird durch den Durchmesser seines Objektivs fundamental begrenzt, selbst wenn der Optiker perfekt gearbeitet hat.

Wie wenn man einen Bildschirm mit der Lupe betrachtet, sieht man ab einer bestimmten Vergrösserung nur die einzelnen Pixel grösser, aber nicht mehr Details der Abbildung.  Der Astronom spricht von Auflösungsvermögen und misst die Seitenlänge der „Pixel“ in Bogensekunden.

Je grösser der Objektivdurchmesser desto kleiner wird das Pixel und damit detailreicher das Abbild beispielsweise eines Planeten wie Saturn.  Ein Amateurteleskop wie der Tecnosky Apochromatischer Refraktor AP 125/975 ED OTA kann Details von einer Bogensekunde zeigen, damit hat der Saturn einen Durchmesser von knapp zwanzig Pixel, der Mond würde man dann immerhin in Full HD sehen.

Damit würde ein Pixel auf dem Mond zwei Kilometer umfassen,  wählt man einen doppelt so grossen Objektivdurchmesser, so wird ein Pixel nur halb so gross und das Bild schärfer. Da wir vom Boden einer dauernd wabbelnden Atmosphäre aus beobachten,  kann man zumindest mit dem Blick durch Teleskop mit den eigenen Auge nicht mehr Details sehen, als eine halbe Bogensekunde.

Nur digitale fotographische Methoden können dann dem theoretischen Auflösungsvermögen eine Teleskops wie dem Meade Teleskop ACF-SC 406/3251 Starlock LX600 von einer von einer Viertel Bogensekunde nahekommen. So gelingen selbst dem Amateurastronomen erstaunlich detailreiche Fotografien, beispielsweise der Stürme auf dem Jupiter oder die Schatten der schon von Galileo Galilei entdeckten vier grossen Monde auf dem Planeten.

Wenn Sie ein Teleskop kaufen möchten, dann lesen Sie doch unseren Artikel!

Licht ins Dunkle des Alls

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Zeichnung des Ringnebels mit einem 18-Zoll-Dobson bei einer Vergröße- rung von 300–450×. Rainer Mannoff

Die Andromeda-Galaxie ist am Sternenhimmel so gross, dass sechs Vollmonde aneinandergereiht notwendig wären, um sie abzudecken. Sie ist somit ein gigantisches Objekt am Nachthimmel. Trotzdem, nur wenige Sterngucker haben sie jemals am Himmel von blossem Auge gesehen, beispielsweise beim Urlaub im Gebirge oder in der Wüste.

Das Problem bei der Beobachtung ferner Milchstrassensysteme ist nicht ihre Grösse, sondern ihre schwache Helligkeit. Zu ihrer Beobachtung benötigt man nicht eine atemberaubende Vergrösserung sonder vor allem mehr Licht. Ein astronomisches Teleskop hat neben dem Vergrössern auch die Aufgabe, möglichst viel Licht der Gestirne zu sammeln und ins Auge des Beobachters zu lenken. Hier ist die Fläche des Objektivs massgebend.

Das bedeutet, doppelter Objektivdurchmesser bedeutet viermal mehr Licht, dreifacher Durchmesser neunmal mehr Licht. Leider gilt das auch für den Preis achromatischer Objektive. Doch es gibt einen Ausweg: Parabolspiegel; eine bestimmte Art von Hohlspiegel.

Sie verhalten sich wie Linsen, nur liegt der Brennpunkt auf Ihrer Vorderseite. Das zum Brennpunkt laufende Licht muss deshalb zur Seite gelenkt werden, damit der Beobachter sich selbst nicht im Weg steht.  Beim Parabolspiegel muss nur eine Oberfläche eine nahezu perfekte mathematische Form aufweisen, beim Achromatischen Objektiven sind es deren vier.

Ist das Objektiv ein Spiegel, spricht man von einem Spiegelteleskop oder Reflektor, wird vor dem Brennpunkt das gesammelte Licht zu einem seitlich angebrachten Okular gelenkt, hat man ein Newton-Teleskop vor sich.

200 Millimeter Öffnung sind bei diesem Teleskoptyp bereits für einen dreistelligen Eurobetrag zu kaufen, beispielsweise das GSO Dobson Teleskop N 200/1200 DOB.  Ein Linsenteleskop von vergleichbarer Öffnung wird einen hohen vierstelligen Betrag kosten.

Der Vorteil eines Spiegelteleskops ist sein grosser Objektivdurchmesser zu einem vergleichsweise günstigen Preis, der Nachteil ist, dass immer eine Zusatzoptik im Weg des einfallenden Lichts steht, beim Newton  ist es der kleine Spiegel, der die zusammenlaufenden Lichtstrahlen zur Seite lenkt. Diese Störung reduziert das Auflösungsvermögen etwas im Vergleich zu einem Achromaten mit gleichem Objektivdurchmesser.

In der professionellen Astronomie hat sich das Spiegelteleskop durchgesetzt. Das Yerkes-Observatorium in der Nähe Chicagos beherbergt in der Hauptkuppel seit 1897 das bis heute größte Linsenteleskop der Welt mit einem 102-cm-Objektiv und 19,7 Meter Brennweite.

Noch grössere Linsen würden sich unter ihrem eigenen Gewicht verbiegen und damit ein unscharfes Bild liefern. Spiegel hingegen liegen in einer sie stützenden Zelle. Deshalb konnte man hier bis zu fünf Meter grosse Reflektoren bauen, das Mount Palomar Observatorium war in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts lange Zeit führend und es schien, als sei auch bei den Spiegelteleskopen eine technische Grenze erreicht.

Noch grössere Spiegel würden sich wiederum unter ihrem eigenen Gewicht verformen. Erst als es gelang, mit computergesteuerten Stempel auf der Rückseite des Spiegels den Druck je nach Blickrichtung des Teleskops zu verändern konnten noch grössere Teleskopspiegel hergestellt und verwendet werden.

Das Large Binocular Telescope (abgekürzt LBT, zu Deutsch „großes binokulares Teleskop“) ist das zurzeit größte optische Teleskop und verfügt über zwei 8,4 Meter große Hauptspiegel, welche die gleiche Lichtsammelleistung wie ein einzelnes 11,8 Meter großes Teleskop erreichen. Zudem erreicht es die optische Auflösung eines 22,8-Meter-Spiegels.

Auch für den Amateurastronomen ist das Spiegelteleskop der preisgünstigste Weg, eine

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Omegon Dobson Teleskop Advanced X N 304/1500. Einfache Handhabung, grosse Lichtstärke

grosse Öffnung und damit Lichtstärke zu realisieren. Gerade bei der Beobachtung von Gaswolken zwischen den Sternen oder gar ganze Galaxien wird eine grosser Spiegeldurchmesser den Unterschied zwischen gerade mal knapp erkennen und bequem Beobachten ausmachen. Am konsequentesten verfolgt dieses Ziel das Dobson Teleskop. Doch bevor wir voreilig diesen Typ von Teleskop zum Sieger erklären, müssen wir über Montierungen sprechen.

Und sie dreht sich doch

Würden wir irgendwo im freien Weltraum zwischen den Sternen schweben, könnten wir unser Teleskop einmal auf unser Lieblingsgestirn ausrichten und es danach beliebig lange betrachten. Doch wir sitzen alle auf dem Karussell Erde  Sitzt man auf dem Ross eines Karussells und will die Uhrzeit au einem Kirchturm ablesen, muss man den Kopf dauernd drehen.

Dasselbe gilt, wenn wir auf dem Karussell Erde uns ein Gestirn anschauen. Die Sonne geht in östlicher Richtung auf, erreicht im Süden ihren höchsten Stand und geht ein paar Stunden später wieder unter. Das gilt im Prinzip für jedes Gestirn.

Der Sternenhimmel scheint wie eine gigantische Kuppel um einen Punkt nahe des Polarsterns zu drehen. Doch jeder Fahrgast auf dem Karussell weiss, nicht der Marktplatz dreht sich sondern das Karussell und genau so ist es beim Sternenhimmel.

Nicht die Sterne drehen sich um die Erde sondern die Erde einmal in knapp vierundzwanzig Stunden um sich selbst. Daher kommt der Auspruch „und sie dreht sich doch“, der Galileo Galilei in den Mund gelegt wird, als er vor der Inquisition stand.

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Bresser Montierung Messier EXOS-2/EQ-5

Verschrauben Sie Ihr Fernrohr fix auf dem Karussell, wird der Kirchturm die Dorflinde und alle Schlafzimmerfenster nur so durch das Gesichtsfeld ihres Teleskops sausen. Genau dasselbe geschieht bei einem Teleskop das fest und unbeweglich auf ein Gestirn ausgerichtet ist; beispielsweise auf Saturn bei hundertfacher Vergrösserung Der Planet wandert langsam aber deutlich wahrnehmbar durch das Gesichtsfeld.

Das ist spätestens dann störend, wenn man mit einem Gast zusammen beobachten möchte. Bis der durch das Okular blickt, ist Saturn womöglich bereits aus dem Gesichtsfeld gewandert.  Dies ist die Drehung des „Karussells“ Erde um sich selbst.

Klassisch gleicht ein Teleskop diese Bewegung aus, indem man eine Drehachse der Montierung parallel zur Drehachse des „Karussells Erde ausrichtet. Hat man das geschafft,  sorgt ein Motor für eine Drehung des Teleskops um diese Achse – Stunden- oder auch Rektaszensionsachse genannt -, die genauso schnell ist, dass das Fernrohr den Gestirnen bei ihrer scheinbaren Wanderung über den Himmel folgt. Die Drehung der Stundenachse wird von einem Rektaszensionsmotor übernommen.

Das Gestirn bleibt so automatisch immer im Blickfeld. Das ist nicht nur bequem, sondern bleibt ist der Saturn – oder was immer sie gerade ihrem Bekannten zeigen möchten – so zentriert im Gesichtsfeld, wie Sie es vorher eingestellt haben.

Damit die Stundenachse genau die Drehung der Erde ausgleichen kann, muss sie nach Norden zeigen und mit der Horizontalen den Winkel einschliessen der genau so gross ist wie die geographische Breite. Am Nordpol (neunzig Grad Breite) würde die Stundenachse also senkrecht nach oben zeigen, am Äquator (null Grad Breite) waagrecht liegen. Für Berlin beträgt dieser Winkel zwischen ihrer Stundenachse und der Waagrechten 52,5 Grad.

Das Teleskop ist mit zwei zueinander senkrecht stehenden Achsen drehbar. Das Teleskop am Aussichtspunkt oder ein einfacher Dobson dreht sich nach links und rechts, Fachbegriffe: Himmelsrichtung oder Azimut. Die zweite Drehachse erlaubt es, das Fernrohr senkrecht rauf und runter zu bewegen, man verändert so die Horizonthöhe, auf die das Teleskop eingestellt sein soll.

Das parallaktisch montierte Teleskop, das wie oben beschrieben auf den Himmel ausgerichtet ist, dreht sich entlang der Koordinatenlinien auf der gedachten Himmelskugel. Auf dem Erdglobus heissen diese Koordinaten geographische Länge und Breite. Auf der Himmelskugel nennt man die Länge die Rektaszension und die Breite die Deklination.

Jedes Gestirn lässt sich mit der Angabe von Rektaszension und Deklination auffinden und auch auf einer parallaktischen Montierung finden sich diese Koordinaten als eingravierte Skala. Ist das Teleskop perfekt auf den Himmelspol ausgerichtet, kann man anhand der eingravierten Skala das gewünschte Objekt gemäss den in einem Sternatlas angegebenen Koordinaten einstellen.

Vorausgesetzt man kannte die Sternzeit. Das entsprach dem Längengrad der Himmelskugel, der für den Beobachter gerade jetzt im Süden stand. Das klingt alles ziemlich kompliziert. Vor dem Computerzeitalter war deshalb diese die Methode, die Gestirne mit dem Teleskop zu finden, der professionell arbeitenden Amateurastronomen vorbehalten. Für den Gelegenheitsbeobachter war sie oft zu aufwändig, um erfolgreich von blossem Auge unsichtbare Gestirne aufzufinden.

Besonders einfache Teleskope wie solche vom Typ Dobson bieten die Möglichkeit der Ausrichtung parallel zur Erdachse nicht und somit nicht einmal die Möglichkeit, nach Koordinatenskala die gewünschte Galaxie – oder was auch immer das Herz gerade begehrt – das Fernrohr auszurichten.  Sind Dobsons somit Teleskope für Einsame, die sowieso keine Freunde haben, die zusammen mit ihnen beobachten möchten?

Im Zeitalter der computergesteuerten Teleskope gibt es einen Ausweg. Der Rechner bewegt beide Achsen so, dass ein einmal eingestelltes Objekt im Gesichtsfeld bleibt. Für die Beobachtung mit dem eigenen Auge genügt das. Wer fotografieren möchte, muss wissen, das Gesichtsfeld dreht sich nun um die Mitte, ganz langsam. Das kann reichen um zu einem Verschmieren am Rand zu führen. Aber da gibt es auch Motoren, die dann die aufgesetzte Kamera entsprechend dagegen drehen, ebenso der Halter für den Kaffeebecher.

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Star Sense Ecplorer, das Smartphone hilft bei der Ausrichtung des Teleskops

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Die Steuerung eines Teleskops mit Motoren in beiden Achsen bietet mit Winkelencodern auch die Möglichkeit, Ihr Fernrohr zu einem sogenannten GoTo-Teleskop zu machen. Man kann dazu einfach in eine Fernbedienung oder in einen Laptop eintippen, welches Gestirn man sich ansehen möchte und das Teleskop richtet sich darauf aus.

Dazu verwendet die Montierung des Teleskops neben digital steuerbaren Motoren sogenannte Winkelencoder, die dem Computerprogramm die aktuelle Verdrehung der Montierung mitteilen. Um daraus zu berechnen, wie die Montierung in beiden Achsen gedreht werden muss, um das Objekt anzupeilen, benötigt es die geographische Position des Teleskops und die genaue Uhrzeit. Beides kann ein GPS-Empfänger liefern.

Wenn die azimutale Montierung perfekt waagrecht-senkrecht steht, oder die parallaktische perfekt auf den Himmelspol ausgerichtet wäre und die Nullstellung der Encoder gegen Süden zeigen würde, könnte man jetzt loslegen.

In der realen Welt der Gelegenheitsbeobachter ist es schon viel, wenn das Teleskop auf ein Grad genau ausgerichtet ist. Ein Grad es würde jedoch nicht ausreichen, um Himmelsobjekte zuverlässig zu finden. Die Teleskophersteller wie Meade oder Celestron behelfen sich damit, dass der Anwender im Teleskop zwei auffällige Sterne zentrieren muss. Ab diesem Zeitpunkt weiss die Software, auf welche Weise das Teleskop falsch steht und kann diese Information in ihre Berechnungen einfliessen lassen.

Für den Otto-Normal-Sternengucker war die Erfindung des GoTo-Teleskops ein Quantensprung.

Beispielsweise würden auch kleinere Teleskope  den Planeten Neptun problemlos als winziges Scheibchen zeigen. Nur scheiterte das oft daran, dass der frisch gebackene stolze Teleskopbesitzer kaum eine Chance hatte, den von blossem Auge nicht sichtbaren Planeten zu finden.

Mit dem gut eingestellten GoTo-Teleskop dauert das nur Sekunden. Während der Kollege mit einer klassischen Montierung noch verzweifelt eine ausgedruckte Sternkarte konsultiert, oder versucht, das Teleskop besser auf den Himmelspol auszurichten, um nach den Skalen auf den Drehachsen des Teleskops den Planeten zu finden, ist der Besitzer des GoTo-Teleskops bereits zum Kugelsternhaufen M15 weitergezogen.  Zumindest eine Lösung mit einem Fix mit dem Teleskop verbundenen Smartphone sollte es schon sein, Siehe:

Besser ist es, wenn das Teleskop sich selbst bewegt wie beispielsweise es die Die Montierung EQ-6 Pro SynScan GoTo anbietet. Erst mit einem solchen Hilfsmittel kann eine Lichtstarke Optik, wie das Skywatcher Teleskop N 304/1500 PDS Explorer BD seine ganze optische Macht ausspielen, den das Motto des Hobby-Sternguckers muss lauten: sehen statt suchen.

Was sieht man mit welchem Teleskop

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In der Mittagspause nachsehen, was auf der Sonne los ist.

Ein Linsenteleskop von vielleicht sechs Zentimeter Öffnung und einer stativähnlichen Montierung zeigt am Himmel auf dem Mond die Krater in bereits erstaunlicher Detailfülle, aber auch Venus, Mars (in Erdnähe), Jupiter und Saturn (andeutungsweise mit Ringen) werden als Scheibchen gezeigt.

Diese schon seit der Antike bekannten Planeten sind auch ausreichend hell, um ohne Probleme aufgefunden zu werden.  Die grössten Monde der Planeten Jupiter und Saturn sind als Sternchen neben dem Planeten zu erkennen und ihre Bewegung um ihren Mutterplaneten fällt im Laufe einer Beobachtungsnacht auf.

Den grossen Orion-Nebel und die Zentralregion der Andromeda-Galaxie sind noch auffindbar, da man sich zu ihnen gut anhand hellerer Sterne zu ihnen vorarbeiten kann. Diese Technik zum Auffinden von Himmelsobjekten im Bereich der visuellen Amateurastronomie nennt man Starhopping.

Sie kann sowohl mit dem freien Auge als Grundlage für die Orientierung am Sternenhimmel als auch mit optischen Instrumenten (Teleskop, Fernglas) zum Auffinden von Objekten angewendet werden, die mit dem freien Auge nicht sichtbar sind. Dazu wird das Sucherfernrohr – das kleine Teleskop das huckepack auf dem grösseren sitzt – verwendet.

Doch um diese Technik auch bei schwierigeren Objekten anzuwenden, braucht es Übung. Für den Gelegenheitsbeobachter ist in der Praxis nach dem Orionnebel, der Andromeda-Galaxie und dem Kugelsternhaufen im Herkules meist die Grenze des Machbaren erreicht, obwohl das Teleskop noch ein paar Objekte mehr zeigen würde. Aber was man nicht findet, kann man auch nicht sehen.

Die Sonnenflecken und partielle Sonnenfinsternisse können gut verfolgt werden, allerdings – wie bei allen Ferngläsern und Fernrohen  –  nur mit ausdrücklich zur Sonnenbeobachtung mit Ihrem Teleskop zugelassenen Filtern.

Es droht sonst die permanente Erblindung. Besonders interessant für kleinere Teleskope, die man mal schnell auf dem eigenen Balkon aufstellen kann, sind bei der Sonnenbeobachtung sogenannte H-Alpha-Filter. Sie lassen nur eine ganz bestimmte Wellenlänge durch, die es erlaubt, Explosionen sogenannte Protuberanzen auf der Sonne zu beobachte, was ohne diese Filter nur bei einer totalen Sonnenfinsternis möglich ist.  Für die Sonnenbeobachtung gilt: Lassen Sie sich vorher von Ihrem Fernrohrhändler beraten und nicht hinterher von Ihrem Augenarzt.

Ein einfaches Einsteiger-Linsenteleskop lohnt sich auch, wenn es auch für andere Zwecke eingesetzt werden soll, beispielsweise zur Wildtierbeobachtung oder für die Reise zu einer Sonnenfinsternis auf einem fernen Kontinent in ein abgelegenes Gebiet. Eine leicht Handhabe und Robustheit ist hier dann wichtiger als Lichtstärke und hohes Auflösungsvermögen.

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Hochqualitäts-Linsenteleskop mit GoTo-Montierung Vixen-Apochromatischer-Refraktor-AP-115-890-SD115S-Sphinx-SXP2-Starbook-Ten-GoTo

Für ernsthaftere Planetenbeobachtung ist Auflösungsvermögen wichtig. Eine Öffnung ab 11 Zentimeter empfehlenswert, dann kann man auf Jupiter nicht nur die wichtigsten Wolkenbänder erkennen sondern auch die Schatten seiner Monde auf seiner Wolkenbändern.

Auf unserem Mond zeigen sich dann bereits faszinierende Details der Oberfläche, besonders um die Zeit der Halbmondphase. Auch die im Lauf der Wochen sich ändernde Sichelgestalt der Venus kann man mit einem solchen Teleskop eindrücklich verfolgen.

Damit wandeln Sie auf Galileis Spuren, denn er war unter den Ersten, der die Jupitermonde und die Sichelgestalt der Venus beobachtete mit einem kleinen selbstgebauten Linsenteleskop. So konnte er beweisen, dass die Erde nicht das Zentrum des Universums ist, sondern ein Planet unter vielen.

Allerdings wird sich was die Farbechtheit von Linsenteleskopen betrifft, gerade bei der Venus die Spreu vom Weizen trennen, schlechte Optik sorgen für einen deutlichen Farbschleier um den von weissen Wolken verhüllten Planeten auf. Ein Spiegelteleskop hat dieses Problem nicht, sofern sie nicht gerade das allerbilligste Okular verwenden.

Auf dem Planeten Mars wird man nur in den Wochen um dessen grösste Annäherung an die Erde die gröbsten Oberflächendetails erahnen.  Zu einer solchen Erdnähe des Roten Planeten kommt es nur alle zwei Jahre und zwei Monate. Der Saturn wird ab etwa achtzigfacher Vergrösserungen die Ringe zeigen, doch Details (die sogenannte Cassinische Teilung) in den Ringen sind nur unter glücklichen Umständen (Luft ruhig) zu erkennen.

Der Planet selbst zeigt dem visuell beobachtenden Amateur mit kleineren  Teleskopobjektiven so gut wie nie irgendwelche Details. Beim kleinen, sonnennahen Merkur kann der Amateur nur dessen Phasen (Sichelgestalt) ausmachen. Die Planeten Uranus und Neptun – sofern man sie ohne GoTo-Technik überhaupt findet – sind knapp als grünlich-bläuliche winzige Scheibchen zu erkennen. Die Zwergplaneten sind bis auf die Ceres dem Semi-Professionell arbeitenden Amateurastronomen vorbehalten. Details auf den Oberflächen der Zwergplaneten können selbst sie nicht erkennen. Das bleibt der Raumfahrt vorbehalten.

Mit den Techniken der Digitalfotografie beispielsweise mit einer USB-Kamera kann man bei den klassischen Planeten durch addieren hunderter oder gar tausender Einzelaufnahmen näher an das theoretische Auflösungsvermögen kommen und die so erzeugten Aufnahmen können ab zwanzig Zentimeter Öffnung so detailreich sein, wie es zur Zeiten der Fotografie mit chemischen Filmen nicht einmal die professionellen Sternwarten schafften.

Jenseits des Sonnensystems lassen sich vor allem die Objekte des Messier-Katalogs beobachten (Liste von über hundert Gasnebel und Galaxien, darunter auch diejenigen, die mit Teleskopen für Anfänger beobachtbar sind). Während Sonne, Mond und Planeten sich auch von der Grossstadt aus beobachten lassen, gilt das nur für eine kleine Auswahl von Messier-Objekten wie der Orionnebel und der Ringnebel in der Leier und der Kugelsternhaufen im Herkules.

Gerade bei den Messier-Objekten kann ein Spiegelteleskop vom Typ Dobson seine Stärke ausspielen, dazu muss man allerdings aus der Stadt hinaus fahren um den durch künstliche Beleuchtung aufgehellten Himmel hinter sich lassen.  Ein Dobson-Teleskop lässt sich auch schnell aufstellen. Allerdings muss man dann auch eine Galaxie wie M81 erst finden, auch wenn der dreissig Zentimeter im Durchmesser grosse Hauptspiegel diese Galaxie im Urlaub im Gebirge problemlos zeigen würde.

Fazit

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Einsteigerteleskop Celestron-Schmidt-Cassegrain-Teleskop-SC-127-1250-NexStar-5-SE-GoTo

Grundsätzlich gilt, je grösser das Teleskop ist, desto länger dauert es, bis es einsatzbereit ist. Oft bleiben deshalb gute, teure Instrumente im Keller liegen, da Ihr Einsatz einer Expedition gleichkommt. Dies gilt besonders dann, wenn man vorher noch an einen dunklen Beobachtungsort fahren muss, damit das Teleskop seine volle Stärke ausspielen kann.

Ein kleineres Teleskop, das man samt Montierung beobachtungsbereit aus dem Geräteschuppen holt und in seinen Vorgarten stellt, um Sonne, Mond und die klassischen Planeten zu beobachten, wird häufiger zum Einsatz kommen und Freude bereiten als ein grosses.

So mag ein Teleskop wie das Celestron-teleskop-ac-102-660-nexstar-102-slt-goto oder Celestron Schmidt-Cassegrain Teleskop SC 127/1250 NexStar 5 SE GoTo sowohl schnelle Einsatzbereitschaft wie auch GoTo-Technologie in sich vereinen.  Nur wenn das Teleskop auch häufiger benützt wird, hat sich die Investition gelohnt.

Ein hochwertiges Schmidt-Cassegrain von dreissig Zentimeter Öffnung in der Garage macht weniger Freude als eines mit nur 12 Zentimeter Öffnung, das aber regelmässig auf dem Rasen oder auf dem Flachdach aufgestellt wird. Man ist damit auch gut ausgerüstet, für die prominentesten Messier-Objekte, den nächsten helleren Kometen, die kommende Mondfinsternis und (mit entsprechenden Filtern) auch für eine Sonnenfinsternis. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.

Über den Autor Dr. Roland Brodbeck

Dr. Roland Brodbeck
Mehr über den Autor: main-verlag.de, Wikipedia

Dr. Roland Brodbeck, Jahrgang 1966, promovierte 1998 an der Eidgenössischen
Technischen Hochschule in Zürich mit einer Arbeit über Spektroskopie in
der Astrophysik.  Er arbeitete mehrere Jahre als Demonstrator an der
Volkssternwarte Urania Zürich und gab Astronomieunterricht an der
Volkshochschule Zürich. Er ist auch als freier Wissenschaftsjournalist
und Buchautor tätig.