6. Juni 2012: Venustransit − Venus vor der Sonne!

Zwei Planeten kreisen innerhalb der Erdbahn um die Sonne: Merkur und Venus. Sie sind deshalb die einzigen Planeten, die zwischen uns und der Sonne stehen können. Tritt dies ein, so ziehen sie im Laufe von Stunden als schwarzer Punkt über die Sonnenscheibe – der Astronom spricht von einem Transit. Diese Transite sind seltene Ereignisse. Bei Venus können nur maximal 2 Transite pro Jahrhundert stattfinden.
Unter besten Bedingungen fand am 8. Juni 2004 ein Venustransit statt. Tausende von Personen haben das Ereignis durch geschützte Teleskope von Sternwarten aus, oder durch Sonnenfinsternisbrillen bestaunt. Am 6. Juni 2012 waren die Verhältnisse bei weitem nicht so gut. Im Deutschen Sprachraum konnte praktisch nur von östlich der Linie Berlin-Wien die Sonne knapp über dem Nordosthorizont beobachtet werden, die restlichen Gebiete lagen unter einer nahezu geschlossenen Wolkendecke. Wer versucht hat den 2012er-Transit zu beobachten, wird nie mehr einen weiteren Venustransit sehen können.

 

Thierry Legault, Queensland (Australien): Doppelter Transit 2012: Venus und Weltraumteleskop Hubble vor der Sonne

Doppelter Transit 2012: Venus und Weltraumteleskop Hubble vor der Sonne Der französische Amateurastronom Thierry Legault reist extra an einen von CalSky.com berechneten Ort in Queensland (Australien) um nicht nur die Venus vor der Sonne beobachten zu können, sondern gleichzeitig auch das Hubble Space Telescope (HST) vor der Sonne abzubilden. HST war 750km entfernt und rund 4 Bogensekunden gross. Thierry verwendete ein Takahashi FSQ-106ED Refraktor und eine Nikon D4 Kamera. Bei einer Belichtungszeit von 1/8000s und einer Bildwiederholrate von 10 pro Sekunde zeigte sich das Weltraumteleskop auf 9 Bildern – in Entsprechung der berechneten Transitdauer von 0.9 Sekunden. Gemäss Thierry herrschte eine zeitweise eine grosse Luftturbulenz. Achtung: keine Weiterverwendung dieses Bildes erlaubt!
Bildausschnitt mit der Venus und dem Mosaik mit den verschiedenen Positionen des HST. Achtung: keine Weiterverwendung dieses Bildes erlaubt!
Aufnahmestandort im australischen Outback unter dem anti-umbralen Schatten des Weltraumteleskops Hubble – wenn auch nur für weniger als eine Sekunde.

 

Raffaello Lena, Rom

 

Tino Desjardins, Berlin

 

Jens-Uwe Köhler, Ostbrandenburg

 

Dirk Irrgang, Dresden

Von Dresden aus herrschte eine „fantastische Sicht auf die Sonne und eine prächtiger Venus-Transit“.
Die Fotos entstanden an einem Celestron Newton 203/1000 auf der Sternwarte in Sohland/Spree.
Als Kamera stand eine Canon EOS 300D im Einsatz.

 

Peter Sinabell, 40km südlich von Wien

Auch südlich von Wien zogen ganz zarte Wolken durch.
Aufnahmen mit Canon EOS450 D, durchs MEADE ETX LS geschützt durch Baader Solarfolie.

 

Bruno Breitfeld, Panketal bei Berlin

 

Oliver Czernetz, Graz

Bereits mit der Kamera des Handy konnten diesmal Fotos gemacht werden.

 

Andreas Kemnitz, Gera

 

foto@graser1.de, Deutschland

Aufnahme des Venustransits 2012 trotz stärkerer Bewölkung durch einen kleinen, freien Spalt direkt nach Sonnenaufgang um 5:14 Uhr ohne Sonnenfilterfolie.
5:58 Uhr.
Ungefähr dritter Kontakt. 6:41 Uhr. Nikon D90 1000mm Spiegeltele („Russentonne“).

 

Walter Krein, Sunnenbüehl (zwischen Wülflingen und Brütten), Schweiz

Alles bereit für das erste Bild vom Sunnenbüehl. Ein wenig gefährlich leben wir Amateurastronomen schon…
Immer wieder stören Wolken den Blick auf die Sonne und das „ausgestanzte Loch“ der Venus.
Der durch die Cirren verursachte Halo wird jetzt etwas weniger, nun werden auch Sonnenflecken sichtbar.
Partielle Phase, am Sonnenrand ist gerade noch die halbe Venus zu entdecken.

 

Fotos von Daniel Reymann, Albispass, Schweiz

 

Fotos von Arnold Barmettler, Albispass, Schweiz

Am Beobachtungsplatz bei Zürich regnete es unmittelbar vor und nach dem Venustransit. Eine kurze Wolkenlücke von vielleicht 3 Minuten Dauer war alles, was von diesem Schauspiel mitzubekommen war. Foto von 06:25:49 Uhr MESZ von Arnold Barmettler.

 

Fotos von Thomas Baer aus Utah Valley, USA

Eintritt der Venus am oberen Sonnenrand. Soeben ist um 16:23 Uhr Lokalzeit der 2. Kontakt erfolgt. Foto Thomas Baer.
Maximum des Transits um 19:25 Uhr Lokalzeit. Foto: Thomas Baer.
Kurz vor Sonnenuntergang zeigte sich die Bildunschärfe am Sonnenrand stark. Foto: Thomas Baer.
Sonnenuntergang: Venus versteckt sich hinter einer dünnen Wolkenbank. Foto: Thomas Baer.

 

Zeitplan des Venustransits 2012

 

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unnamed-file-3239710 unnamed-file-3239710 Berlin: Ablauf des Venustransits am 6. Juni 2012 unnamed-file-3239710 unnamed-file-3239710
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Kontakt MESZ Richtung Sonnenhöhe Sonnenazimut Ereignis
Venusaufgang 04 Uhr 47 0½ Uhr 49° (NE) Venus tief vor Sonnenscheibe
3. Kontakt 06 Uhr 37 1 Uhr 14° 71° (ENE) Venus beginnt Sonnenscheibe zu verlassen
4. Kontakt 06 Uhr 55 1 Uhr 16° 73° (ENE) Venustransit ist zu Ende
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Beobachtungsort Berlin, für andere Orte im deutschen Sprachraum ist mit nicht mehr als zwei Minuten Abweichung zu rechnen (abgesehen vom Sonnen-, bzw. Venusaufgang).
Richtung: Man denkt sich ein Ziffernblatt über die Sonne gelegt. Die „Uhrzeit“ gibt an, in welcher Richtung man die Venus auf der Sonne suchen muss – relativ zum lokalen Horizont.
Sonnenazimuth: NE – Nordosten, ENE – Ostnordosten.
Berechnen Sie bei CalSky die genauen Umstände für jeden beliebigen Ort!

 

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unnamed-file-3239710 unnamed-file-3239710 Zürich: Ablauf des Venustransits am 6. Juni 2012 unnamed-file-3239710 unnamed-file-3239710
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Kontakt MESZ Richtung Sonnenhöhe Sonnenazimut Ereignis
Venusaufgang 05 Uhr 31 1 Uhr 54° (NE) Venus tief vor Sonnenscheibe
3. Kontakt 06 Uhr 38 1 Uhr 66° (ENE) Venus beginnt Sonnenscheibe zu verlassen
4. Kontakt 06 Uhr 55 1 Uhr 12° 69° (ENE) Venustransit ist zu Ende
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Beobachtungsort Zürich, für andere Orte im deutschen Sprachraum ist mit nicht mehr als zwei Minuten Abweichung zu rechnen (abgesehen vom Sonnen-, bzw. Venusaufgang).

 

Was ist ein Venustransit?

Der Planet Venus kreist innerhalb der Erdbahn. Dabei steht sie im Mittel alle 584 Tage zwischen Erde und Sonne (untere Konjunktion). Doch genau so, wie es nicht bei jedem Neumond eine Sonnenfinsternis gibt, steht die Venus nicht bei jeder unteren Konjunktion genug genau zwischen uns und der Sonne, dass wir uns in ihrem Schatten aufhalten würden. Nur wenn Venus bei einer unteren Konjunktion nicht viel mehr als ein Tag früher oder später auch die Ebene der Erdbahn durchstösst, also durch einen ihrer beiden Bahnknoten läuft, trifft der Venusschatten auf die Erde.

Man darf sich nun aber nicht vorstellen, dass es auf der Erde dunkel wird. Die Venus ist zum Zeitpunkt eines Transits mehr als 43 Millionen Kilometer von uns entfernt. Sie kann deshalb nur 1 Promille der Sonnenscheibe abdecken. Entsprechend fehlt auch nur ein Promille der üblichen Helligkeit; viel zu wenig um bemerkt zu werden. Mit einer Finsternisbrille kann man allerdings möglicherweise die Venus gerade noch als schwarzen Punkt vor der Sonne erkennen – falls der Kontrast gross genug ist.

11.06.2012 09:43 Uhr, Arnold Barmettler

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